Finnland
Finnland ist besonders in den Wintermonaten für viele das Sinnbild für ein "Winterwonderland". Wie von Zauberhand erscheinende mystische Nordlichter (Aurora borealis), die einen mit einem Staunen zurücklassen, sind sehr faszinierend und eigentlich ein "must see", wenn du die Möglichkeit hast, hierher zu kommen. Nie endende weiße Ebenen voller Nadelbäume, deren Äste so voller Schnee sind, dass sie fast zu brechen scheinen, gehören genauso hierher, wie die Elche (Alces alces) und die Sibirischen Huskies.
Finnland ist mit einer Fläche von fast 350.000km2 das nordeuropäische Land, das von Russland, Schweden und Norwegen eingerahmt wird. Im Jahr 2023 bewohnten ca. 5,5 Millionen Menschen das Land, wobei in der Hauptstadt Helsinki, der größte Anteil zu Hause ist. Mit einem kalt-gemäßigten Klima, liegen die Durchschnittstemperaturen in den Sommermonaten bei etwas über 20°C , im Winter meist im Minusbereich. Je nördlicher du dich in dem Land aufhältst, desto kälter ist es.
Ich bin eine Woche hier in Finnland, um genau zu sein in Kittilä und möchte gemeinsam mit Schlittenhunden den Sonnenaufgang erleben, mit einem Snowmobil über verschneite Hügel fahren und in einem, mit einem Lagerfeuer beheizten, traditionellen Tippi den Lebensweisheiten der Einheimischen lauschen.
Für diesen Zeitraum lebe ich in einem abgelegenen Holzhaus mitten im Wald, umgeben von Tannen und unweit eines zugefrorenen Sees (Lappland Dream). Für mich fühlt es sich an, als würde ich in einer Filmkulisse wohnen, ganz abgeschieden von der Stadt. Mit dem Auto komme ich zur nächst gelegenen Einkaufsmöglichkeit, um mir Lebensmittel für die nächsten Tage zu kaufen.
Die Nächte sind durch die Abgeschiedenheit sehr dunkel, kalt und sehr still, gleichzeitig aber auch sehr mystisch, aufregend und einfach erholsam. Kein Lärm, sondern friedvolle Ruhe.
Tour mit den Schlittenhunden
Sehr früh am Morgen fahre ich mit dem Auto zum vereinbarten Treffpunkt der Wild Motion Siberian Huskies, um mich mit einer kleinen Gruppe Mitbegeisterter zu treffen. Wir wollen gemeinsam mit Schlittenhunden den Sonnenaufgang beobachten und über einen Zeitraum von mehreren Stunden gemeinsam die wunderschöne Schneelandschaft bewundern. Schon bei der Anfahrt in der Morgendämmerung kann ich die vor Aufregung bellenden Huskies hören. Es ist Fütterungszeit und alle erwarten voller Begierde ihre Portion. Für die kommende Tour brauchen die Hunde ordentlich Energie. Mein Ziel des heutigen Tages ist es, den Schlitten mit den 6 Schlittenhunden alleine zu steuern, mit den Hunden zu kommunizieren und sie soweit es geht bei der Fahrt zu unterstützen.
Wie lieb die Vierbeiner sind. Nach einer kleinen Einführung in die wichtigsten Kommandos und Techniken des Schlittenfahrens wird mir eine kleine Meute an Hunden zugeteilt, die mir vor Freude und Rute wedelnd entgegen schaut. Jeden einzelnen begrüße ich mit voller Freude, Neugier und auch ein wenig Aufregung. Ihr Fell ist sehr dick und weich, um die Tiere vor den im Moment -10°C zu schützen. Jeder Hund hat an dem Schlitten einen bestimmten Platz. Wir fahren heute mit einem sogenannten Doppelgespann (Double Hitch), bei dem drei Paare zusammen ziehen. Ganz vorne laufen die Leithunde Finn und Esko, die die Richtung angeben und auf meine Kommandos hören, danach kommen Eero und Ati. Direkt vor dem Schlitten rennen die sog. Wheel Dogs, die die meiste Kraft aufbringen müssen. Heute mit dabei sind Eiko und Enno.
Meine Position ist stehend am hinteren Teil des Schlittens, damit ich den Tieren beim Fahren durch meine unterschiedliche Gewichtsverlagerung und durch Anschieben helfen kann.
Die Fahrt durch einen lichten Nadelwald, über kleine Hügel und zugeschneite Seen ist einfach atemberaubend. Das einzige Geräusch, das ich während der Fahrt wahrnehmen kann ist das Hecheln der Hunde, die Kufen, die leise auf dem Schnee entlang gleiten und meinen Herzschlag, der sich nach Glück anhört.
In diesem Moment bin ich mit den Huskies eins und genieße mit ihnen die Fahrt. Immer mal wieder nehmen die Hunde Schnee auf, um ihren Durst zu stillen. Nach einigen Kilometern legt sich die anfängliche Aufregung der Tiere etwas und geht in ein ausdauerndes Arbeitstempo über. Nach einiger Zeit machen wir gemeinsam an einer kleinen Hütte Rast, um uns zu stärken und auch den Hunden eine Pause zu gönnen.
Nach einer erfolgreichen Stärkung geht es für uns alle wieder auf den Rückweg. Ich werde diese Zeit mit den Hunden in der Natur nie vergessen und kann dir eine Schlittenfahrt in dieser traumhaften Umgebung nur empfehlen.
Das Snowmobil und ein Palast aus Eis
Nach einem erholsamen Tag, den ich mit Wanderungen verbracht habe, erwartet mich heute eine Tour mit dem Snowmobil. In einer kleinen Gruppe fahren wir gemeinsam durch die Schneelandschaft rund um Kittilä. Über verschneite Hügel, zugefrorene Seen und endlos wirkende weiße Straßen dürfen wir aus den Snowmobilen alles herausholen was geht. Das hier ist der komplette Gegensatz zu der idyllischen Ruhe und Ausgeglichenheit. Wer gerne einmal Gas geben uns sich auf den verschneiten Wegen austoben möchte, ist bei einer Tour mit Snowmobilen genau richtig. Auch viele Einheimische fahren hier anstelle des Autos mit dem Mobil herum, weil es leichter und flexibler zu fahren ist.
Eines unserer Ziele ist das Snowvillage Lainio, ein Hotel, das komplett aus Eis hergestellt wurde. Im Inneren des Gebäudes befinden sich viele Zimmer, in denen man übernachten kann, eine kleine Kapelle, eine Bar, ein Restaurant und vieles mehr. Sobald man das Innere dieses kleinen Wunders betreten hat, kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Wunderschöne kunstvoll in Eis geschnitzte Figuren und riesige Skulpturen schmücken jeden Raum und auch die schlauchartigen Gänge in dem Gebäude. Lichtinstallationen und auch Musik runden den Besuch in dieser kleinen "Eiswelt" ab.
Rentiere, die Loipe und wegwehende Gedanken
Rentiere gehören zu Lappland wie der Schnee, Glögi und die Nordlichter. Die etwa 200.000 Tiere leben hier in freier Wildbahn gemeinsam mit den Elchen, Bären, Füchsen Schneehühnern und Hasen. Mit etwas Glück, kannst du sie bei einer Wanderung durch die verschneite Umgebung beobachten. Meist waten sie gemütlich unter den Bäumen umher, um die herabhängenden Flechten oder Rinde zu fressen. Indem sie mit den Hufen den dichten Schnee wegscharren, gelangen sie an die darunter liegenden Gräser. Die wenigen domestizierten Rentiere gehören hier in Lappland zu den Menschen, wie in anderen Ländern die Pferde. Meistens werden sie vor einen Schlitten gespannt, aber auch ihr Fell und ihr Fleisch werden verarbeitet. Ich bin hier, um gemeinsam mit ihnen durch den verschneiten Wald zu waten und die Umgebung ruhig und vom Schlitten aus beobachten zu können.
Mit der Loipe und meinen Füßen, die sich auf Skiern ihren Weg auf den unendlichen Weiten des Sees bahnen, endet meine Reise hier. Die Woche voller Abenteuer, netter, herzlicher Menschen und friedvoller Tiere geht nun zu Ende. Ich habe die Zeit und vor allem die Ruhe hier sehr genossen und werde sie vermissen. Bisher kannte ich keinen Ort davor, an dem es so still war. Bevor ich den Heimweg antrete, übergebe ich all meine Gedanken von Freiheit, Glück und Liebe in den Wind.
Es gibt noch so viele Orte zu entdecken und so viele Wunder der Natur zu bestaunen. Die Chance zu haben, all diese Länder zu besuchen, neue Menschen kennenzulernen und den "spirit" immer wieder zu fühlen, erfüllt mich unendlicher Dankbarkeit und Demut. Wenn du magst, dann bis bald auf meiner nächsten Reise...